Was sind Weihnachtsweine?

Weihnachtsbäume, Weihnachtsmärkte, Weihnachtssterne und Weihnachtsweine

Worte mit einem weihnachtlichen Präfix haben eine eigenartige Wirkung auf uns Menschen: Alle damit versehenen Begriffe lösen ausschliesslich positive Emotionen aus und scheinen selbsterklärend (eine erfrischende, weihnachtsharmonische Einigkeit in der aktuell durch Dissens geprägten Gesellschaftsdynamik).

Wie immer, wenn ich mich mit der Weinwelt beschäftige, wird es etwas komplizierter. So auch mit dem Begriff «Weihnachtswein». Die Bedeutung dieses Begriffs und was Weihnachtsweine sind, erschliesst sich - zumindest mir - bei genauem Hinschauen nicht so offensichtlich wie bei anderen Weihnachtswörtern.

Ich versuche eine strukturierte Herleitung des Begriffs. Wer eher Lust auf lange Rede, kurzer Sinn hat: Zusammengefasst, lassen sich zwei Haupterkenntnisse ableiten: Weihnachten ist das Fest der Liebe. Geniessen Sie an Weihnachten deshalb Ihre Lieblingsweine. Aus der christlichen Tradition hergeleiteter Weihnachtswein muss sich durch die – dem hohen Stellenwert des Ereignisses entsprechende – Exklusivität des Weins auszeichnen. Ideen für beide Arten von Weihnachtswein finden Sie hier, in unserem Newsletter.

Von Christof Zeller DipWSET, Weinakademiker

 

Weihnachtsweine: Jahreszeiten und kirchliche Feiertage formen den Weinkonsum

Zur ersten Gruppe oder zu einem Themencluster lassen sich Weine offensichtlich vereinen, wenn man ihnen gesellschaftliche Erwartungen an einzigartige und häufig einmalige Lebensereignisse voranstellt und diese Einmaligkeit mittels Wein zusätzlich zu unterstreichen versucht. In diese Zuschreibungsgruppe ordnen sich beispielsweise die Hochzeitsweine und die Taufweine ein. Damit werden Attribute wie wertvoll, selten, einmalig, teuer oder unvergesslich assoziiert. Diese Zuschreibungen sollen folglich auch auf die ausgeschenkten Weine zutreffen.

Eine weitere Zuschreibungsgruppe lässt sich wohl historisch begründen und basiert mutmasslich auf christlichen Traditionen, wie die häufig dem kirchlichen Umfeld entlehnten Zuschreibungen vermuten lassen: So finden sich in den Weinnewslettern und auf den Webseiten der Weinhändler/innen Osterweine, Weihnachtsweine, Alltagsweine, Sonntagsweine oder ganz allgemein Festtagsweine. Die Abgrenzung erfolgt hier zwischen den als Grundnahrungsmittel konsumierten, einfachen Alltagsweinen und den andererseits unmittelbar als heilige Stellvertreterflüssigkeit konsumierten Messe- bzw. Sonntagsweine. Auch in diesem Fall dürfte damit zum Ausdruck gebracht werden, dass diese Weine dazu dienen, gemeinsame Zusammenkünfte zu zelebrieren, unter Gleichgesinnten zu feiern oder den hohen Stellenwert der Aktivität (vormals Religion) mittels Qualität und Exklusivität der Weine zum Ausdruck zu bringen.

Eine weitere Gruppe von Weinzuschreibungen - und in der allseits präsenten Klimadebatte zudem eine höchst aktuelle - sind die dem Wetter und im weiteren Sinn dem Klima gewidmeten Labels: Sommerwein, Frühlingswein, Herbstwein etc. Hier verschwimmen aus unserer Sicht die beabsichtigen Zuschreibungen etwas. So können sich die Weinstile entweder auf die Temperaturen (z.B. leichte Weine oder Rosé-Weine) oder aber auch auf die in der jeweiligen Saison gekochten Gerichte beziehen (zur Unterscheidung verschiedener Weinstile finden Sie unter «Leise vs. laute Weine» zusätzliche Informationen).

Ein eher neuzeitliches und mutmasslich der Popularität hedonistischer Lebenskonzepte geschuldetes Phänomen ist die Kategorie der sogenannten Essensweine (auf neudeutsch als «Food-and-Wine-Pairing» bezeichnet): Obwohl auf den ersten Blick hier eher die Spargelweine, Fondueweine oder Dessertweine erwartet würden, kommen wir unserem Verständnis von Weihnachtsweinen immer näher. In dieser Kategorie geht es darum, mit einem passenden Wein die Aromen eines Gerichts entweder zu verstärken oder zu komplementieren (d.h. ein Gegenaroma zu wählen, welches die Grundaromatik eines Gerichts harmonisch ergänzt bzw. erweitert). Es scheint uns, dass man mit dieser Zuschreibung den Weinen am ehesten gerecht wird, indem man effektiv auf die Eigenschaften, Texturen und Aromen der beworbenen Weine abstellt.

Die perfekten Weihnachtsweine

Ich kann nicht für alle sprechen und wie perfekt die von vorgeschlagenen Weihnachtsweine sind, hängt stark vom individuellen Geschmack und dem für Weihnachten und Neujahr geplanten Menu ab.

Aber ich verrate Ihnen, nach welchen Kriterien ich Weihnachtsweine auswähle: Ganz grundsätzlich bin ich der Meinung, dass Weihnachten ein spezieller Moment ist, welcher dazu einlädt, mit seinen Liebsten besondere Weine zu geniessen. Ich meine damit nicht besonders teure oder alte Weine. Sondern, dass zum Fest der Liebe auch Lieblingsweine getrunken werden sollen. Selbstverständlich dürfen die Weine auch eine gewisse Exklusivität aufweisen. Man möchte damit ja auch die Wertschätzung der Anwesendenund des Anlasses zu Ausdruck bringen.

Falls Sie ein weihnachtliches «Food-and-Wine-Pairing» planen: Zu klassischen Lachshäppchen als Apéro empfehle ich entweder einen salzig-mineralischen Schaumwein oder auch ein aromatischer Wein, mit ausreichend Säure als Kontrapunkt zum Fett des Lachses. Vorspeisen sind das Terrain der Weissweine oder leichten Rotweine - z.B. Sauvignon Blanc zur französischen Zwiebelsuppe oder den Jakobsmuscheln. Und zum klassischen Fleischhauptgang (Filet Wellington oder Fondue Chinoise) empfehle ich einen druckvollen, vielschichtigen Rotwein, der durchaus auch mit etwas Kellerreife zu überzeugen vermag.

Den Abschluss mit Käse und Tarte Tatin begleiten Sie mit einem traditionellen Dessertwein, im Südtirol überzeugen mich diejenigen aus der Gewürztraminertraube in besonderer Weise.

Ideen für weitere Weihnachtsweine oder passende Weine zur vorgeschlagenen Essensbegleitung finden Sie mit persönlichem Geschenk in unserem Newsletter.