Die Macht der Gewohnheit
Als Menschen und als Teil der Gesellschaft sind wir es gewohnt, die geltenden Normen und Gepflogenheiten nicht zu hinterfragen, sondern diese zu akzeptieren. Das liegt u.a. an der Macht der Gewohnheit und an den zwei Entscheidungssystemen in unserem Gehirn - (Kauf-)Entscheidungen werden von unserem schnelldenkenden, unbewussten und emotionalen Hirnteil getroffen und in diesem System scheint es sinnvoll, an Weihnachten die mit dem Label «Weihnachtswein» bezeichneten Weine zu bevorzugen. Aber wir schweifen ab (falls Sie dieses Thema stärker interessiert, als das Geheimnis hinter den Weihnachtsweinen, so empfehlen wir zur Lektüre das Buch «Schnelles Denken, langsames Denken» von Daniel Kahneman)…
Von Christof Zeller DipWSET, Weinakademiker
Gipfelweine, Hochzeitsweine, Taufweine, Osterweine…
…Weihnachtsweine, Festtagsweine; Sommerweine, Frühlingsweine, Alltagsweine, Sonntagsweine; Fondueweine, Spargelweine, Dessertweine… Die Liste lässt sich beliebig erweitern. Offensichtlich scheint es Weinhändler/innen ein grosses Anliegen zu sein, ihre Weine in Kategorien einzuteilen. Hinzu kommt, dass diese Einteilungen auf den ersten Blick wie erratische Zuschreibungen wirken, welche maximal eine ideelle - an den Haaren herbeigezogene - Korrelation zu den dahinter stehenden Produkten bzw. zu den für einen Kauf beworbenen Weinen aufweisen.
Jahreszeiten und kirchliche Feiertage form(t)en den Weinkonsum
Wir versuchen eine strukturierte Annäherung an diese Weinkategorien, hinter denen verschiedenste Ideen stehen.
Zur ersten Gruppe oder zu einem Themencluster lassen sich Weine offensichtlich vereinen, wenn man ihnen gesellschaftliche Erwartungen an einzigartige und häufig einmalige Lebensereignisse voranstellt und diese Einmaligkeit mittels Wein zusätzlich zu unterstreichen versucht. In diese Zuschreibungsgruppe ordnen sich beispielsweise die Hochzeitsweine und die Taufweine ein. Damit werden Attribute wie wertvoll, selten, einmalig, teuer oder unvergesslich assoziiert. Diese Zuschreibungen sollen folglich auch auf die ausgeschenkten Weine zutreffen.
Eine weitere Zuschreibungsgruppe lässt sich wohl historisch begründen und basiert mutmasslich auf christlichen Traditionen, wie die häufig dem kirchlichen Umfeld entlehnten Zuschreibungen vermuten lassen: So finden sich in den Weinnewslettern und auf den Webseiten der Weinhändler/innen Osterweine, Weihnachtsweine, Alltagsweine, Sonntagsweine oder ganz allgemein Festtagsweine. Die Abgrenzung erfolgt hier zwischen den als Grundnahrungsmittel konsumierten, einfachen Alltagsweinen und den andererseits unmittelbar als heilige Stellvertreterflüssigkeit konsumierten Messe- bzw. Sonntagsweine. Auch in diesem Fall dürfte damit zum Ausdruck gebracht werden, dass diese Weine dazu dienen, gemeinsame Zusammenkünfte zu zelebrieren, unter Gleichgesinnten zu feiern oder den hohen Stellenwert der Aktivität (vormals Religion) mittels Qualität und Exklusivität der Weine zum Ausdruck zu bringen.
Eine weitere Gruppe von Weinzuschreibungen - und in der allseits präsenten Klimadebatte zudem eine höchst aktuelle - sind die dem Wetter und im weiteren Sinn dem Klima gewidmeten Labels: Sommerwein, Frühlingswein, Herbstwein etc. Hier verschwimmen aus unserer Sicht die beabsichtigen Zuschreibungen etwas. So können sich die Weinstile entweder auf die Temperaturen (z.B. leichte Weine oder Rosé-Weine) oder aber auch auf die in der jeweiligen Saison gekochten Gerichte beziehen (zur Unterscheidung verschiedener Weinstile finden Sie unter «Leise vs. laute Weine» zusätzliche Informationen).
Ein eher neuzeitliches und mutmasslich der Popularität hedonistischer Lebenskonzepte geschuldetes Phänomen ist die Kategorie der sogenannten Essensweine (auf neudeutsch als «Food-and-Wine-Pairing» bezeichnet): Obwohl auf den ersten Blick hier eher die Spargelweine, Fondueweine oder Dessertweine erwartet würden, kommen wir unserem Verständnis von Weihnachtsweinen immer näher. In dieser Kategorie geht es darum, mit einem passenden Wein die Aromen eines Gerichts entweder zu verstärken oder zu komplementieren (d.h. ein Gegenaroma zu wählen, welches die Grundaromatik eines Gerichts harmonisch ergänzt bzw. erweitert). Es scheint uns, dass man mit dieser Zuschreibung den Weinen am ehesten gerecht wird, indem man effektiv auf die Eigenschaften, Texturen und Aromen der beworbenen Weine abstellt.
Was ist nun ein perfekter Weihnachtswein?
Wir können nicht für alle sprechen und wie perfekt die von uns vorgeschlagenen Weihnachtsweine sind, hängt stark vom individuellen Geschmack und dem für Weihnachten und Neujahr geplanten Menu ab. Hingegen können wir verraten, nach welchen Kriterien wir unsere Weihnachtsweine mit diesem Label versehen haben.
Ganz grundsätzlich sind wir der Meinung, dass Weihnachten ein spezieller Moment ist, welcher dazu einlädt, mit seinen Liebsten besondere Weine zu geniessen. Wir meinen damit nicht besonders teure oder alte Weine. Sondern, dass zu Fest der Liebe auch Lieblingsweine getrunken werden sollen. Etwas Exklusivität haben wir jedoch für Sie organisiert, um die Besonderheit der Weihnachtsfeier weinmässig zu unterstreichen.
Unser zweiter Ansatzpunkt war das Konzept des «Food-and-Wine-Pairings»: Wir orientierten uns an der meist verbreiteten Gerichten, welche an einer Weihnachtsfeier traditionell serviert werden und haben, basierend darauf eine Weinbegleitung zusammengestellt, die im Gaumen dank der perfekten Kombination zu einem zusätzlichen Geschmackserlebnis führt: Für klassische Lachshäppchen als Apéro ein salzig-mineralischer Schaumwein, die Vorspeise von einem ersten Höhepunkt, einem Sauvignon blanc mit Auszeichnung begleitet und zum Hauptgang - klassischerweise mit rotem Fleisch als Hauptzutat - einen nicht allzu aufdringlichen, aber umso vielschichtigeren Rotwein aus bestem Hause. Zu Käse oder Tarte Tatin ein traditioneller Dessertwein, kredenzt vom besten Süssweinproduzent im Südtirol.
Unsere Weihnachtsweinempfehlung finden Sie mit persönlichem Geschenk in unserem Set «Genussgipfel».