1960 bis 1970 in der Südtiroler Weinwirtschaft: Aufschwung und neue Herausforderungen
Die 1960er Jahre brachten bedeutende Veränderungen für die Südtiroler Weinwirtschaft mit sich. In diesem Blogbeitrag werfen wir einen Blick auf diese Periode, die von einem steigenden Weinkonsum in der Schweiz und neuen Entwicklungen in der Weinindustrie geprägt war.
Der steigende Weinkonsum in der Schweiz
Die wachsende Kaufkraft der Schweizer Bevölkerung führte zu einem Anstieg des Weinkonsums. Dies wurde jedoch auch massiv durch die Anwesenheit vieler Gastarbeiter aus weintrinkenden Ländern wie Italien, Spanien, Portugal und Jugoslawien begünstigt. Während das Gastgewerbe nach wie vor hohe Weinumsätze erzielte, gewann der Heimkonsum an Bedeutung.
Veränderungen im Weinhandel
Der traditionelle Weinhandel konzentrierte sich hauptsächlich auf die Gastronomie, bediente aber auch vermehrt Privatkunden. Weinhändler kauften Fremdweine sowohl bei Engros-Weinimporteuren als auch direkt im Ausland ein. Die Engros-Weinimporteure hielten den Großteil der Importkontingente und belieferten sowohl den Weinhandel als auch die aufstrebenden Grossverteiler im Detailhandel. In dieser Zeit gab es noch mehr Grossverteiler als heute, und sie verkauften Wein in ihren Geschäften, teilweise auch an Restaurants.
Herausforderungen des Weinimports
Die steigende Nachfrage nach Importweinen führte dazu, dass der Bund die Kontingentsmengen erhöhte und zusätzliche Kontingente bereitstellte, insbesondere für Rotweine. Der Import von Weisswein blieb hingegen weiterhin restriktiv kontingentiert. Um der Knappheit bei Schweizer Rotweinen zu begegnen, wurde je nach Kanton eine Verschnittquote mit ausländischem Rotwein von bis zu 20 % erlaubt. Südtiroler Blauburgunder und Lagrein waren als Verschnittweine, insbesondere in der Ostschweiz, sehr gefragt.
Georg Vogel und seine Weinaktivitäten
Besonders im Herbst genoss der Tiroler Sauser einen besonderen Status. Zu dieser Zeit war der Markt noch nicht mit Süssgetränken gesättigt, und dieser angegorene Traubensaft war äußerst populär.
Georg Vogel, eine prominente Figur in der südtiroler Weinwirtschaft, trennte sich 1961 von der Weinkellerei Vinexport in Neumarkt-Egna und arbeitete fortan fast ausschließlich mit der Weinkellerei Hans Rottensteiner in Bozen und der Gutsverwaltung des Grafen Enzenberg auf Schloss Kampan in Kaltern zusammen. Neben den Lagenweinen aus der Vernatschtraube wie St. Magdalener und Kalterersee importierte er Lagrein Kretzer (Rosé), Lagrein Dunkel, Blauburgunder, Roter Malvasier und eine geringe Menge weißer Spezialitäten. Im Jahr 1962 erwarb Georg Vogel sogar ein Weingut im klassischen Gebiet von St. Magdalena, den Premstallerhof.
Kurzübersicht
Die 1960er Jahre brachten eine Vielzahl von Veränderungen für die Südtiroler Weinwirtschaft mit sich. Der steigende Weinkonsum in der Schweiz, die Expansion des Weinhandels und die Anpassungen im Weinimport beeinflussten die Branche maßgeblich. Diese Ära war auch geprägt von Georg Vogel, der seine Weinaktivitäten intensivierte und den Grundstein für seinen Premstallerhof legte, der bis heute einen hervorragenden Ruf genießt.