Das etwas andere Oktoberfest: Törggelen im Südtirol

Kaum sind die Sommerferien vorbei, leuchten unvermeidbar die blau-weiss karierten Hemden und die Krachledernen von den Werbeplakaten und flimmern über die sozialen Medien, gefolgt von einer Endlosschleife bayrischer Plattitüden - «O’zapft is!», «Wiesn Gaudi», «ein Prosit»…

Was als erfrischender Kulturexport der deutschen Biertradition begonnen hat, wird heute auch noch in den letzten Dörfern ausgiebig kommerzialisiert und ausgeschlachtet. Allzu häufig dient das Label Oktoberfest nur noch als Feigenblatt für eine ausufernde, inhaltsleere Trinkkultur in einem seelenlosen, weissen Kunststoffzelt.

Von Christof Zeller DipWSET, Weinakademiker

 

Qualität vor Quantität: Selbstverständlich gibt es nach wie vor Veranstalter, die Wert auf die Tradition legen und um ein authentisches Erlebnis mit Blaskapelle, originalen Weisswürsten und stilvoller, bayrischer Einrichtung besorgt sind. Wir besuchen nach wie vor gerne das Zürcher Oktoberfest auf dem Bauschänzli. Weitere Tipps für lohnenswerte Veranstaltungen in der ganzen Schweiz sind ausserdem hier zu finden. 

 

Wandern und geniessen im Südtiroler Buschenschank

Für die Geniesser*innen, welche sich diesem Trubel entziehen möchten oder neben dem Besuch eines Oktoberfests auf der Suche nach einem authentischen Herbsterlebnis sind, sei ein Abstecher ins Südtirol wärmstens empfohlen. Dort beginnt sich jedes Jahr im Oktober, nachdem die Felder gemäht und die Weintrauben geerntet sind, eine jahrhundertealte Tradition zu entfalten: Das Törggelen.

Ein Oktoberfest, bei dem alles ein wenig kleiner, feiner und persönlicher ist. Wer möchte, startet mit einer gemütlichen Herbstwanderung unter Freunden durch die von den herbstlichen Weinreben goldgelb-rötlich gefärbten Hänge, Kastanienhaine und pittoresken Dörfer des Südtirols.

Sobald die Bäuche knurren und die Lust auf ein oder zwei Gläser Wein wächst, gilt es nach den Buschenschänken und Hofschänken an den Wegrändern Ausschau zu halten, die ihre privaten Bauernstuben jeweils von Anfang Oktober bis Ende November für die hungrigen Wanderer öffnen. Es ist die Zeit, in welcher die Winzerfamilien ihre hausgemachten Südtiroler Köstlichkeiten wie Schlutzkrapfen, geräucherter Speck, Graukäse und Rippelen mit den Besucher*innen des Südtirols teilen. Dazu servieren sie frischen Traubenmost und aktuelle Jahrgänge ihrer Weine. Daher auch der Name des Festes: Törggelen bezieht sich auf den Torkel, eine hölzerne Weinpresse mit der in früherer Zeiten die Trauben gepresst wurden.

 

Lebendige Weingeschichte zum Anfassen

Mittlerweile ist der alte Brauch im ganzen Südtirol weit verbreitet und zu einem fixer Bestandteil der Südtiroler Kultur geworden. Wenn Sie Glück haben und die Stimmung passt, packt die Familie nach de den kulinarischen Höheflügen und dem persönlichen Austausch mit den Weinproduzenten und Freunden nicht selten ihre traditionellen Musikinstrumente aus und musiziert gemeinsam. Unser Geheimtipp: Reservieren Sie die Ferienwohnung im Röckhof, damit Sie nach dem Törggelen nicht noch ins Auto steigen müssen. Wenn Sie Glück haben, geniessen Sie den Abend sogar mit einer waschechten Törggelen-Königin!

Eine Übersicht über die Bauernstuben für das Törggelen finden Sie ausserdem auf den Webseiten der regionalen Tourismusorganisationen und die lohnenswertesten Herbstwanderungen sind auf der Webseite des Südtirols aufgelistet.

 

 

Zuhause Törggelen: Die besten Rezepte und Weine für den gemütlichen Abend mit Freunden

Falls Sie auf eine Reise ins Südtirol, nicht aber auf das Törggelen mit Ihren Freunden verzichten wollen, bringen Sie das Südtirol mit diesen Rezepten in die heimische Stube. Die passenden Weine liefern wir Ihnen gerne nach Hause: Traditionell empfehlen wir dafür die Weine aus dem Eisacktal, der Geburtsstätte des Törggelen.

Zu den Weinen aus dem Eisacktal