Wachstum und Veränderung
Die 1950er Jahre waren für die Südtiroler Weinwirtschaft eine Zeit des Aufschwungs und der Veränderungen. Nach den schweren Folgen des Zweiten Weltkriegs erholte sich die Branche rasch. Der aufkommende Tourismus und eine wachsende Kaufkraft in der Region trugen dazu bei. In diesem Blogbeitrag werfen wir einen Blick auf diese Periode und die entscheidenden Entwicklungen in der Weinwirtschaft Südtirols.
Die Rolle des zwischenstaatlichen Abkommens in den 1950er Jahren
In den 1950er Jahren legte die Schweiz großen Wert auf die Qualität und Herkunft importierter Weine. Ein zwischenstaatliches Abkommen mit Italien verlangte, dass alle importierten Weine von einem Ursprungs- und Analysenzeugnis begleitet sein mussten. Diese Zertifikate sollten von staatlich anerkannten Einrichtungen ausgestellt werden. Für Südtirol und das Trentino war das Laboratorium von San Michele all’Adige (TN) für diese Aufgabe verantwortlich. Dieses Laboratorium, zusammen mit der Landwirtschaftlichen Schule und der Forschungsanstalt, hatte eine lange Geschichte und genoss einen ausgezeichneten Ruf.
Die Herausforderungen des Weinexports in die Schweiz
Der Weinexport in die Schweiz erfolgte hauptsächlich in Zisterneneisenbahnwagen, die eine Ladekapazität von in der Regel 150 Hektolitern hatten. Flaschenausfuhren und Straßentransporte waren selten. Es gab immer noch Kompensationsgeschäfte, und gelegentlich wurden Importe gesperrt, wenn der Export landwirtschaftlicher Güter die vertraglich festgelegte Menge nicht erreichte. Diese Kontingentierung schützte den einheimischen Weinbau und stützte sich auf das im Jahr 1951 vom Schweizer Stimmvolk gutgeheißen Landwirtschaftsgesetz.
Die Herausforderungen für den Westschweizer Weisswein
Besonders der Westschweizer Weisswein hatte in dieser Zeit Schwierigkeiten, obwohl es praktisch keine Weissweinkontingente gab. Der Bund setzte Verbilligungsaktionen ein und erlaubte sogar das Einfärben von Schweizer Weisswein mit Färberweinen. Dieses Produkt erhielt scherzhaft den Namen "Rubateller", nach dem damaligen Vorsteher des Volkswirtschaftsdepartements, Rodolphe Rubattel (1896-1961, Bundesrat von 1947-1954).
Georg Vogel und seine Weinbeschaffung
Georg Vogel, eine bedeutende Persönlichkeit in der südtiroler Weinwirtschaft, bezog seine Weine seit 1946 von der Gutsverwaltung des Grafen von Enzenberg in der Kellerei des Schlosses Kampan in Kaltern. In der Bozner Gegend erwarb er den Sankt Magdalener und den Lagrein Kretzer vorwiegend bei Weinbauern. Im Jahr 1956 begann er eine bis heute andauernde Partnerschaft mit der neu gegründeten Weinkellerei Hans Rottensteiner.
Kurzübersicht
Die 1950er Jahre waren für die Südtiroler Weinwirtschaft eine Zeit des Wachstums und der Veränderungen. Der Export in die Schweiz stellte Herausforderungen dar, die durch Kontingentierung und Verbilligungsaktionen bewältigt wurden. Die Partnerschaften und Qualitätsbemühungen von Weinproduzenten wie Georg Vogel prägten diese Epoche und legten den Grundstein für die heutige florierende Weinindustrie in Südtirol.