Beregnungsanlagen im Südtirol am Beispiel des Premstallerhofs

Beregnungsanlagen im Südtirol am Beispiel des Premstallerhofs

Die Geschichte der ersten Beregnungsanlage Europas

Im Weinbaugebiet St. Magdalena-Bozen wurde 1929/30 die erste Großanlage für die Beregnung von Weinbergen in Europa errichtet – eine bahnbrechende Innovation, die den Weinbau in dieser Region revolutionierte. Der visionäre Baurat Emil March (1883-1956) hatte die Idee, eine technische Lösung für die regelmäßigen Trockenperioden zu schaffen, die besonders in den steilen Hanglagen und auf Böden, die wenig Wasser speichern können, zu Ertragseinbußen führten. Diese frühe Beregnungsanlage ermöglichte es den Winzern, ihre Erträge auch in trockenen Jahren zu stabilisieren.

Im Gedenken an Emil March erinnert heute eine Tafel am Kirchlein St. Magdalena an seine visionäre Arbeit, die die Weinbaupraxis nachhaltig prägte. Sein Engagement gilt als eine der frühen Erfolgsstorys der Landwirtschaftstechnik in Südtirol.

Entwicklung und Anpassungen im Weinbau

Die Entwicklung des Weinbaus auf dem Premstallerhof folgt einer ähnlichen Geschichte der Innovation und Anpassung an neue Herausforderungen. Mit der rasanten Verdopplung der Rebfläche durch Rodungen zwischen 1965 und 1976 war man auch hier gezwungen, neue Wasserversorgungsquellen zu erschließen. Die private Zuleitung von Wasser aus einem benachbarten Wildbach reichte nicht mehr aus, und es wurde notwendig, der Beregnungsgenossenschaft Prazöll beizutreten.

Der Umstieg auf moderne Bewässerungstechnologien, insbesondere die Tropfberegnung, erfolgte vor etwa 20 Jahren. Im Gegensatz zur früheren Flächenberegnung, die das gesamte Terrain benetzte, ermöglicht die Tropfberegnung eine gezielte Bewässerung der Reben direkt an den Wurzeln. Diese Methode trägt nicht nur zur besseren Wassereffizienz bei, sondern verhindert auch, dass das gesamte Rebdach konstant durchnässt wird, was die Pflanzen anfälliger für Krankheiten machen könnte.

Das Speichersystem und die Wasseraufbereitung

Ein weiterer wichtiger Schritt in der Optimierung der Wasserversorgung auf dem Premstallerhof ist die Einrichtung eines großen Speicherreservoirs auf 550 m ü. M., dem höchsten Punkt des Weinguts. Hier werden die Wassermengen aus dem Stausee gesammelt und können durch die natürliche Sedimentation von Sandresten gereinigt werden, bevor sie in das Beregnungssystem eingespeist werden. Die gespeicherte Wassermenge wird in den von der Genossenschaft zugeteilten Stunden auf das Weingut verteilt. Das Reservoir wird regelmäßig gereinigt, um eine kontinuierlich hohe Wasserqualität zu gewährleisten und die Filteranlage zu entlasten.

Das Bewässerungssystem auf dem Premstallerhof arbeitet nach einem effizienten und gut durchdachten Konzept, das es den Winzern ermöglicht, den Wasserverbrauch im Weinbau zu reduzieren und gleichzeitig den Reben die nötige Feuchtigkeit zu bieten. Insbesondere in einer Region, in der Wasserknappheit während der Sommermonate ein häufiges Problem darstellt, ist diese Technologie eine Schlüsselmaßnahme zur Sicherung des Ertrags.

Effiziente Tropfberegnung: Präzise und nachhaltig

Das Herzstück der modernen Bewässerungsanlage ist die Tropfberegnung, die im Vergleich zu traditionellen Flächenberegnungssystemen eine erhebliche Wassereinsparung ermöglicht. An den Wasserleitungen werden Tropfer in einem regelmäßigen Abstand entlang der Reben angebracht. Diese Tropfer geben das Wasser direkt an die Wurzeln der Reben ab, wo es am effektivsten aufgenommen wird. Durch diese gezielte Bewässerung werden keine Ressourcen verschwendet, und es wird sichergestellt, dass die Reben genau die Menge Wasser erhalten, die sie für optimales Wachstum benötigen.

Diese Technologie hat nicht nur positive Auswirkungen auf den Wasserverbrauch, sondern auch auf die Gesundheit der Reben. Indem nur der Wurzelbereich bewässert wird, wird die Bildung von Feuchtigkeit auf den Blättern und Trauben vermieden, was die Entstehung von Pilzkrankheiten minimiert.

Fazit: Innovation und Nachhaltigkeit im Weinbau

Der Premstallerhof ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie moderne Bewässerungstechnologien den Weinbau in Südtirol nachhaltig verändern können. Der Wechsel von der traditionellen Flächenberegnung zur Tropfberegnung ermöglicht es den Winzern, effizient mit den natürlichen Ressourcen umzugehen und gleichzeitig die Qualität der Trauben zu sichern. Durch die Kombination aus innovativen Bewässerungssystemen und einem gut durchdachten Wassermanagement trägt der Premstallerhof nicht nur zur Erhaltung der natürlichen Ressourcen bei, sondern sorgt auch für eine konstant hohe Weinqualität.

In einer Region, die traditionell für ihre Weinproduktion bekannt ist, wird der Premstallerhof weiterhin als Vorreiter im Bereich nachhaltiger und ressourcenschonender Landwirtschaft angesehen. Die Integration von fortschrittlicher Bewässerungstechnik in den Weinbau ist ein klarer Schritt in Richtung Zukunft, bei dem Umweltschutz und hohe Qualitätsansprüche Hand in Hand gehen.

 

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