In den 1980er Jahren war der Weissburgunder - auch geläufig als Pinot Blanc, vereinzelt als «Klevner» - ein unspektakulärer, charakterloser Wein im Offenausschank in den lokalen Bars des Südtirols. Insbesondere die unrühmliche Gilde der Kartenspieler liess sich ihre Gläser (zu) regelmässig mit ihm auffüllen. Gerüchte kursieren, wonach sich der eine oder andere unglückliche Spieler unter dem Einfluss des Weissburgunders um Kopf und Kragen bzw. um Haus und Hof gespielt hatte. Der Leidensweg des Weissburgunders, der wohl unbekannteste Spross der noblen Burgunderfamilie (er ist aus der Pinot Noir Traube entstanden), begann jedoch schon viel früher. Aus Frankreich stammend, war die Traube lange heimatlos. Im Burgund ursprünglich Standardtraube, wurde ihr vom frühreiferen und resistenteren Chardonnay allmählich der Rang abgelaufen. Im Elsass stand der Pinot Blanc seit je her im Schatten von Riesling und Gewürztraminer. Welch eine Kränkung: Pinot Blanc ist nicht einmal dafür vorgesehen, in der höchsten Prädikatsstufe, dem «Grand Cru», ausgebaut zu werden. Auch in Deutschland belegt er immer hinter Riesling den undankbaren zweiten Rang. Retter in der Not war nicht der fabelbehaftete weisse Ritter, sondern Hans Terzer, Kellermeister von St. Michael-Eppan und einer der Begründer des Qualitätsweinbaus im Südtirol. 2015 prophezeite er das Ende der Ära des technologiegetriebenen Weinbaus im Südtirol und erblickte die Basis der zukünftigen Weinqualität in der Wahl und Kombination von einzigartigem Terroir mit geeigneter Traubensorte: Der grosse Auftritt des Pinot Blanc. Besonders in höheren Hanglangen und auf Kalkböden, spezifischer auf Muschelkalkböden gilt die Weinqualität des Pinot Blanc als besonders ausgezeichnet. Endgültig angekommen im Qualitätshimmel des Südtirols ist der Weissburgunder spätestens seit dem alle zwei Jahre zu seinen Ehren stattfindenden Spatium Pinot Blanc im Südtirol, an welcher die Weissburgunder des Südtirols gegen Konkurrenz aus Deutschland, Österreich und Frankreich antreten und dabei mit einem von Spitzenköch/innen kredenzten 7-Gänge-Menü gefeiert werden. 2025 soll voraussichtlich die nächste Austragung stattfinden. Wir widmen der Traube mit der bewegten Geschichte diesen Newsletter: Um ihr die verdiente Wertschätzung entgegen zu bringen und um Ihnen mit unseren Vorschlägen die Wartezeit bis zum nächsten Spatium zu verkürzen.
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