Das zurzeit heisseste (Investitions-)Thema in der Weinwelt?

Bordeaux, Burgund und jetzt Barolo?! 

Seit jeher stehen die exklusiven Erstgewächse aus dem Bordelais (sog. Premier Crus) stellvertretend für die Luxusbranche und für eine astronomische Preisspirale mit nur einer Richtung; steil nach oben… Eine der begehrten Flaschen Château Petrus aus einem sehr guten Jahrgang, dem Jahr 2015, schlägt dabei locker mit rund CHF 7'300 zu Buche. Und auch in durchschnittlichen Jahren liegen die Preise von Château Le Pin, Château Ausone, Château Latour, Château Margaux, Château Lafite Rothschild oder Château Cheval Blanc jeweils bei rund CHF 1'000 – pro 750 ml Flasche wohlgemerkt!

 

Spätestens seit die aufstrebende Weltmacht China auf den Geschmack von Wein und von Luxusgütern gekommen ist, wurden und werden immer mehr Weinregionen in diesen Preisstrudel hineingezogen. Insbesondere das Burgund scheint es den chinesischen Weinkonsumenten angetan zu haben und so liefern sich mittlerweile das Bordeaux und das Burgund einen fortwährenden Kampf um die Krone des teuersten Weins. Eine Flasche (750 ml) der Grand Cru Lage «Romanée-Conti» der Domaine Romanée-Conti kostet durchschnittlich rund CHF 20'000 – gesetzt der Fall, Sie kriegen Ihre Hände an eine der rund 8'000 Flaschen, die jährlich produziert werden. Da konnte leider auch die Verschärfung der Anti-Korruptionsgesetze in China nur für eine kurze Abkühlung des überhitzten Burgunder-Marktes sorgen (Cognac, Whisky und burgundische Weine wurden gerne als «Geschenke» an chinesische Beamtinnen und Beamte verteilt…).

 

Es wird schnell offensichtlich, dass die durchschnittlichen Weinkonsument/innen bei diesen astronomischen Preisen auf der Strecke bleiben bzw. in die leere Flasche gucken.

 

Und auch die überdurchschnittlichen Weinkonsumenten und -investoren finden in diesen Regionen keine Geheimtipps und potentielle Multiplikator-Weine mehr. Deshalb läuft seit Jahren die Suche bzw. ein Rennen, wer zuerst in die neuste, einzigartige Weinregion investiert, um von den kommenden Preissteigerungen profitieren zu können.

Von Christof Zeller DipWSET, Weinakademiker

https://cultwines.jp/wp-content/themes/cultwines/pdf/Italy-Investment-Report_2022.pdf

Quelle: https://cultwines.jp/wp-content/themes/cultwines/pdf/Italy-Investment-Report_2022.pdf

 

DRC (Domaine de la Romanée-Conti), Château d’Yquem und Bric dël Fiasc von Paolo Scavino?

Dank unserem rudimentären betriebswirtschaftlichen Buzzword-Fundus wissen wir, dass die Preisfestsetzung – neben anderen Kriterien – vor allem von Angebot und Nachfrage abhängt. Ebenso klar ist uns, dass wir möglichst alle Weinproduzent/innen (Angebot) und Weinkonsument/innen (Nachfrage) an einem Tisch zusammenbringen müssen, damit die Dynamik der Preisverhandlung ins Rollen kommen kann. Dies geschieht in der Regel an den verschiedensten Börsen und Handelsplätzen rund um den Globus – für den Weinbereich (insbesondere was die raren und wertvollen Tropfen angeht) findet dieser Handel an der sog. Liv-ex-Börse in London (London International Vintners Exchange) statt.

 

Die Preise, welche auf den Handelsplattformen von Liv-ex ermittelt werden, basieren auf den Käufen und Verkäufen von über 600 Weinhändlern in 43 Ländern, was rund 95 % des weltweiten Umsatzes mit Premiumweinen abdeckt. Die Preise bilden somit reale Transaktionen ab und nicht Mittelwerte aus den unterschiedlichen beworbenen Kaufangeboten und Aktionen, welche nicht immer aktuell und v.a. häufig unrealistisch sind.

 

Spannend wird es nun, wenn wir einen Blick auf die Entwicklung des italienischen und insbesondere des piemontesischen Indexes auf Liv-ex werfen: So wurden bei Barolo- und Barbaresco-Weinen in den vergangenen fünf Jahren (2018 - 2022) durchschnittliche Preissteigerungen zwischen 60 bis 90 % beobachtet. Angeführt wird die Rangliste dabei vom Barbaresco Valeirano 2016 von La Spinetta (Preissteigerung von über 76 %), dem Barolo Dagromis 2009 von Gaja (Zuwachs von rund 70 %) und dem Barolo Gavarini Chiniera 2010 von Elio Grasso mit einer Preissteigerung von rund 40 %.

 

Nun ist es leider so, dass auch diese Weine bereits mehrere CHF 100 pro Flasche (750 ml) kosten und die entsprechenden Produzenten nicht mehr gerade das sind, was man allgemein als Geheimtipp bezeichnen würde… Und hier kommen wir ins Spiel: Als sog. «rising stars», d.h. aufstrebende Namen am Weinhorizont im Piemont wird u.a. Paolo Scavino gehandelt, dessen Topwein, den Bric dël Fiasc 2019 wir für den aktuellen Newsletter (Anmeldung zum Newsletter) organisieren konnten und aktuell noch für unter CHF 100 anbieten können (bereits der Jahrgang 2018, im Piemont als eher schwieriger Jahrgang beurteilt, konnte sagenhafte 95 Parkerpunkte einheimsen. Der 2019 gilt als fundamental besserer Jahrgang, vergleichbar mit 2015, und wir gehen die Wette ein, dass der noch nicht beurteilte Bric dël Fiasc 2019 einige Punkte mehr erhalten wird).

 

Degustation_Essen im Piemont

 

Slow Food, Trüffel, Wein und Genuss im Piemont

Doch genug dieser seelenlosen Berechnungen und Investitionsmöglichkeiten! Barolo und Barbaresco ist viel mehr; das ist Piemont, das ist Glück in Flaschenform, Genuss, sanft abfallende Hügel, Italianità und viele schöne Erinnerungen und Emotionen!

 

Auf diesen sanft abfallenden Hügeln werden in den besten, nach Süden ausgerichteten Höhenlagen zwischen 150 und 400 m.ü.M. die Nebbiolotrauben eng gepflanzt, gehegt und gepflegt. Über 75 % der Pflanzungen sind dabei einer gesetzlichen DOC oder sogar DOCG zugeordnet, wobei die meiste Weinmenge insbesondere in den Barbaresco- und Barolo-Gebieten produziert wird. Erinnerungen kommen auf an den Trüffelmarkt in Alba mit seinem unverkennbaren Aroma. An die kleinen Restaurants in den Gassen von Alba, in welchem man - im Schatten des grossen Domturms - gemütlich eine kurzes Mittagessen und eine Flasche Barbaresco genossen hat, bevor die grosse Degustationstour weiterging. Wir erinnern uns an die vielen guten Begegnungen mit den bodenständigen und bescheidenen Weinbauern auf ihren mit Punkten überhäuften Höfen bzw. in ihren mit den bepunkteten Weinen gefüllten Kellern.

 

Das ist für uns Barolo und Barbaresco. Selbstredend im Wissen darum, dass die Weine sehr exklusiv und qualitativ einzigartig sind und die Temperaturen und Niederschlagsmengen mit den besten Lagen im Bordeaux-Gebiet vergleichbar sind - sogar der pittoreske Herbstnebel, welcher gerüchteweise der autochtonen Nebbiolotraube ihren Namen gegeben hat, ist vergleichbar mit dem Sauternes-Gebiet im Bordeaux, wo die besten Süssweine der Welt (Stichwort Château d’Yquem) produziert werden. Wir laden Sie herzlich ein, Ihren Emotionen freien Lauf zu lassen und in unserem ansehnlichen Barolo-Sortiment zu stöbern. Als Einstieg sehr zu empfehlen ist beispielsweise der Barolo Blue Label 2019 von Ascheri für unschlagbare CHF 31 oder ein Barolo-Set, um sich einen Eindruck über die Qualitäten der Jahrgänge 2018 und 2019 zu verschaffen.

 

Nicht vergessen möchten wir an dieser Stelle auch die etwas unkomplizierteren Weine, welche wir an den gemütlichen Abenden unter einer mit Weinreben überwachsenen Veranda und zum Apéro oder einem Teller frische Pasta getrunken haben. Sei es ein Roero Arneis oder Moscato d’Asti oder dann zum Hauptgang ein Dolcetto oder ein vorzüglicher Barbera d’Alba, welche jeweils in den etwas weniger guten Hanglagen einen berechtigten Platz gefunden haben…